Was Ihnen Ihr Arzt schon immer mal antworten wollte…

…aber aus Höflichkeit, Selbstdisziplin und dem Wissen, daß er dennoch in der besseren Situation ist, meist unterlässt.

Weswegen kommen Sie zu uns?
Patientenantwort: Das steht in den Papieren/ auf der Einweisung!
Glauben Sie, ich kann nicht lesen oder würde meine Zeit mit unnützer Fragerei vertun?? Dann aber besser nichts wie ab – von so jemandem ließe ich mich nämlich nicht behandeln
Ja, Lesen kann ich schon auch, nur haben Studien gezeigt, daß das Wichtigste, was ein Arzt für seinen Patienten tun kann, die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte ist, da sie Diagnostik und Therapie bestimmt. Daher wäre es nett, Sie würden mir das  – trotzdem es in etwa auf der Einweisung/ den Papieren steht – schildern. Und das wird wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal sein, daß Sie gebeten werden, Ihre Anliegen zu schildern.

Und dabei verschweigen wir denn auch, welchen Unfug viele Hausärzte auf die Einweisungen schreiben wie z.B. „Vorbefunde anbei“ (meist nicht auffindbar) oder noch besser „Befunde vorab an CA Meier-Müller-Schulze gefaxt“ – haha, wie soll man die finden?? Bestenfalls werden diese verlegt,  schlimmstenfalls weggeworfen

Welche Krankheiten sind denn bei Ihnen bekannt?

Patientenantwort: Keine.

Nehmen Sie Medikamente ein?

Patientenantwort: Ja, Blutdrucktabletten und noch eine ganze Menge  anderer…

Und was – glauben Sie – wird damit behandelt? Tabletten nimmt man ja in der Regel nicht, weil man gesund ist….

Also wird ein hoher Blutdruck behandelt?

Patientenantwort: Der ist jetzt normal

Jaaa, aber unter Medikation ist es immer noch ein Bluthochdruck, der da behandelt wird.

Welche Medikamente nehmen Sie denn außerdem noch ein?

Patientenantwort: Oh, noch eine ganze Menge, aber die Namen habe ich jetzt vergessen..die einen sind klein und grün, die anderen rosa…

Glauben Sie wirklich, wir würden die Tabletten an Form und Farbe erkennen oder anordnen? Und was stopft Ihr eigentlich alles ohne Kenntnis in Euch hinein??

Haben Sie eine Medikamentenliste dabei?

Patientenantwort: Nein – hat mein Hausarzt Ihnen keine mitgegeben? Dann müssen Sie da wohl anrufen!

Klar, am Mittwoch Nachmittag/nachts um 3 Uhr wird der gerade seine Praxis offen haben. Wenn ich das für jeden Patienten machen muss kann ich meine Arbeitszeit am Telefon verbringen statt mit Patientenbehandlung

Aber da wir ja ohne Medikation keine Behandlung durchführen können, rufen wir natürlich häufig genug in der HA Praxis an…und verkneifen uns die giftigen Kommentare auch da.

Wir nehmen Sie dann stationär auf.

Patientenantwort: Was?! Das hat mir aber keiner gesagt!

Aber Ihr Hausarzt schickt Sie mit einer Einweisung zu uns und möchte, daß wir Magen- und Darmspiegelung, zu denen wir Ihnen raten,  stationär durchführen.

Patientenantwort: Das hat er mir aber nicht gesagt.

Aber mir hat er es aufgeschrieben

Alternativ kann es auch so laufen:

Wir nehmen Sie dann stationär auf.

Patientenantwort: Aber in 3 Tagen werde ich wieder entlassen hat mein Hausarzt gesagt!

Klar, der kann ja auch die Ergebnisse der Diagnostik voraussehen, die er durchführen lassen möchte und kennt die Krankenhausstrukturen schlecht genug oder lügt gut genug, um das zu behaupten…

Sehen Sie, ich kann Sie jetzt mit einer der häufigsten Arztlügen abfinden, um meine Ruhe zu haben, aber wann Sie entlassen werden, hängt vom Ergebnis der Diagnostik ab, die wir durchführen und die kann ich nicht vorhersehen.

Meist hat man Glück, und es sind nur ein oder zwei der Fragen, die derart unkonstruktive Antworten ergeben – und natürlich gibt es in der Welt auch „fitte“ Hausärzte, die Vorbefunde tatsächlich adäquat mitgeben, manchmal sogar anrufen, um die unvermeidlichen Kommunikationsprobleme zu umgehen. Patienten geben nahezu niemals korrekt wieder, was entweder wir oder die Hausärzte gesagt haben und hören wie die meisten Menschen nur das, was sie hören wollen…weswegen manche von uns denn oft die direkte Kommunikation mit den in der Wildnis tätigen Kollegen suchen. Oh, und ja, eine Wildnis muß man das Gesundheitssystem schon nennen…


Communication Problems

Im Krankenhaus gibt es sicher mehrere Kommunikationsschwierigkeiten. Eine davon ist mir in den letzten Monaten sehr deutlich geworden.

Der Arzt – mit viel Engagement und Energie – erklärt etwas, kann aber trotz der guten Absicht die Fachsprache nicht ganz beiseite lassen und setzt die Kenntnis von Zusammenhängen voraus, über die der Patient jedoch nicht verfügt. Der Patient versteht die Fachsprache nicht wirklich und damit auch nicht, was der Arzt von ihm möchte oder – schlimmer noch – wo die Gefahren seiner Krankheit liegen.Daß der Zeitdruck bei schlechter Besetzung diesem Problem keine Abhilfe schafft, kommt noch hinzu.

Sicher waren mir beide Tatsachen klar, als ich in den Beruf gestartet bin. Aber als ich vor ein paar Monaten mehreren Bekannten mit hohem Bildungsniveau für mich einfache und klare Zusammenhänge  – ohne den Gebrauch von medizinischem Vokabular – nicht begreiflich machen konnte und sie mir erklärten, ich müsse mich meinen Patienten noch einfacher ausdrücken, habe ich das versucht – mit Erfolg. Die Mehrheit meiner Patienten weiß jetzt, was ich erreichen möchte und was sie dafür tun müssen. Sie fühlen sich im wesentlichen gut betreut und ich habe verständige Kooperationspartner bei meiner Diagnostik.